#desocupaPrisco ist der gerade der trendigste hashTag von Salvador. Im Sekundentakt tweetet es Schreie der Empörung, ein klares Nein zu Gewalt und Machtmissbrauch durch Miltär Polizei und ihren Führer Marcos Prisco. Ja, was für ein Führer! Ein 2001 in Unehren von der MP entlassener Soldat, Partei-Jumper – von Links bis ganz rechts, mit dem Ziel, endlich mal Abgeordneter in Salvador zu werden, professioneller Streikanführer, der sich beim Streik in Rodonia als Abgeordneter ausgegeben hatte.
Er beisst um sich, stellt als einzige Forderung die Generalamnestie für alle Streikenden: Straffreiheit für neun Tage Terror, an die 140 Morde, unzählige Verletzte, Raubüberfälle, Plünderungen, Diebstähle. Neun Tage menschenverachtender Kriegsführung, Todesschwadronen gegen die Armen, neun Tage Verlust für alle Geschäftsleute, neun Tage Gewaltrazzien in den Vierteln der Peripherie.
Noch neun Tage bis zum Karnaval.
Heute haben die großen Karnevalsorganisationen, die Verbände der Blocos & Trios Electricos – von den Ivete Sangalos über die Afro-Blocos bis zu den Alternativen – beschlossen, Karneval wie üblich zu machen… Ganz egal, wie’s um die Sicherheit steht.
DESOCUPA – die Bewegung der Zivilgesellschaft, die das Impeachment des Bürgermeisters João Enrique verlangt – hat sich in diesen neun Tagen im facebook in ideologie-lastigen Diskussionen und patriotischen Karnevalsdiskursen verloren. Hasstiraden gegen den PT und kleinbürgerliches Besserwissertum, Hick hack gegen alle, die sich mit Aufrufen zur Aktion engagieren… Die aktuell größte Empörung:
DESOCUPA PELA PAZ wurde heute ins Leben gerufen – eine Demo für die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit der Militär Polizei, ein Ende der Gewalt und die Wiederaufnahme der Verhandlungen. Ein Angebot, das skandalöserweise von einem Sprecher des Gouverneurs Wagner kam.
Heute am späten Nachmittag begannen sich die Menschen vor dem Parlament zu versammeln, um das Ende des Streiks zu fordern.
Die Regierung hat den Streikenden in den seit 24 Studen laufenden Verhandlungen bereits 6,5% Gehaltserhöhung und die gewünschten Sondervergünstigungen angeboten.
Die Regierungstruppen haben das Parlament umstellt und sind bereit, es mit Gewalt ein zu nehmen.
Immer wieder verlassen einzelne Sreikende das Parlamentsgebäude, wo Wasser, Strom abgedreht wurden und auch keine Lebensmittel mehr nachgeliefert werden. Eigentlich ist es ruhig, es kam zu keinen Eskalationen. Ein Pae de Santo wollte ein Taube freilassen, für den Frieden. Sie wollte nicht fliegen, sondern setzte sich zu den Füßen eines Soldaten.
Beim zentralen Busbahnhof schoß jemand aus einem Hochhaus in die Menge.
Die Schwester unserer Freundin und Tänzerin Norma wurde auf der Straße, mitten im Universitätsviertel Ondina, von einer Kugel am Bein getroffen.
Wieder beklagt ein Facebookfreund den Tod eines Neffen...
An Schulen und Universitäten wurde der Unterricht abgesagt. Der gesamte Comercio, das alte Einkaufsviertel beim Hafen ist aus mangelnder Sicherheit geschlossen. Der Pelourinho, das Touristenzentrum, ist schon nachmittags ausgestorben.
Vielleicht ist es heute vorbei. Angeblich.
In Bahia.
Denn in Rio, Brasilia und Espirito Santo hängt die Streikdrohung der PM’ & Bombeiros in der Luft. In wenige Stunden werden wir es wissen.
08.02.2012
#desocupaPrisco
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