07.02.2012

Tot. Einfach so.

marcelo_n


Marcelo wurde gerade eben ermordert. Beim Campo Santo, dort wo wir unsere ersten Jahre in Salvador meistens gewohnt hatten. Marcelo, der Tänzer von der Fundação. Ein Schüler von Frank, unserem Freund und Mitbewohner.
Der Krieg ist bereits im Nachbarviertel. Wir sitzen in unseren kleinen Favela, angeschmiegt an die Küste, wie verloren inmitten der Hochhäuser der Reichen. Und fürchten uns.
Heute wurden bereits 135 Tote - manuell - gezählt. (was immer das auch heissen mag). Das Parlament ist von den Militärs umzingelt, das Gericht hat unter Strafandrohung Montag Mitternacht die Herausgabe der Kinder verfügt, die als Geiseln der streikenden Eltern gehalten werden.?!__?
Die Militärs wollen keine Gewalt - es kommt zu Tränengas und Gummigeschoss-Scharmützeln - trotzdem. Die Streikenden provozieren, das Militär bleibt ruhig. In Peri Peri wird gemetzelt. Die Geschäfte, die trotz der gestrigen Warnung aufgemacht hatten, werden geplündert… und mehr!
Die Situation eskaliert stündlich.
Um 16.00 wird Marcelo im Zentrum ermordet. Wir wissen nicht, von wem & wie. Es war am Tag.
Und jetzt hören wir, dass sie in Bocca do Rio einfach in die Menge geschossen haben. Sie löschen die Bevölkerung aus. Keine Armen. Keine Schwarzen. Die Oligarchie will wieder an die Macht. Das Projekt PT; das die Armut in den letzten Jahren fast abgeschafft hat, ist zu erfolgreich. Zu viele neue Intellektuelle, zu viele neue Erfolgreiche. Zu viel neue Mittelschicht, die mitreden will.
Angst machen. Militär oder Polizei. Sonst bricht der Staat zusammen.
Die WM kommt bald - da gibt es viel zu verteilen, in Salvador.
Die Streiks sollen ab morgen und übermorgen auch auf die Staaten Brasilia, Rio de Janeiro, Espirito Santo ausgeweitet werden.


Hier ein paar Impressionen:
http://news.linktv.org/videos/brazilian-soldiers-police-clash-in-salvador


Hier noch ein paar Gedanken, die ich nicht fertig formuliert habe… verbreitet die Notiz, wir brauchen internationalen Wirtschaftsdruck auf Brasilien - die absolute Unterstützung der Regierung Dilma Roussef, das sofortige Einfrieren der WM - Gelder ecc… Brasilien kann fallen - und das müssen wir verhindern!!!


Ein kleiner Rückblick - Rio de Janeiro - "Favelas Pacificadas":
Mit dem Programm "befriedete Favelas" werden jene Viertel der unteren Mittelschicht, mit Blick auf Copa Cabana & Co. in wenigen Tagen von Drogendealern & Banditen befreit! Schwupp, weg sind sie. Danach installieren sich PM & Bombeiros im Viertel und übernhemen die Kontrolle - als Friedenstruppen. Sie patrouillieren im Stndentakt, die Straße gehört ihnen. Sie monopolisieren mit Gewalt den Gashandel… Keine fremden Banditen mehr im Revier. Terror mit staatlicher Sanktion. Rio's Zona Sul gleicht einer mitteleuropäischen Hauptstadt, ruhig, keine Bettler, Straßenverkäufer oder Obdachlose zu sehen. Auch keine Schwarzen. Nur das Meer & die berühmten Strände lassen uns wissen, wo wir sind. Und langsam werden auch die "befriedeten Viertel" Armen-, Schwarzen- und Mittelschichtfrei.


- Sie werden von PM's & Bombeiros geschützt. Die Drogendealer & Co müssen an die nördliche Peripherie der Stadt ausweichen. Dort gibt es weder Touristen, noch Meerblick.

1 Kommentar:

  1. hey, Ihr Lieben,

    jetzt verfolge ich schon seit ein paar tagen deine posts und bin immer mehr fassungslos. was bitte geht da ab? und für nicht brasilien kenner: PM = Militärpolizei?
    Bombeiros = ???
    anyway... auch für nicht-kenner hört und sieht sich das schiarch an!
    bitte passt auf auf euch! ich möcht euch bald wieder sehen.
    das ändert nichts daran, dass die lage furchtbar ist. ich denke viel an euch und wünsche euch peace! euch und diesem so wunderbaren land, in dem ihr seid..... PEACE! One Love!

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